Omar Abusaada & Mohammad Al Attar
While I Was Waiting
Nominiert für den ZKB Publikumspreis 2016
Nominiert für den ZKB Förderpreis 2016
Ein junger Mann wird an einem der Checkpoints in Damaskus zusammengeschlagen und im Koma ins Spital eingeliefert. Der tragische Vorfall bringt Familie und Freunde am Krankenbett zusammen, wo sie sich nicht nur der brutalen Gegenwart, sondern auch Verdrängtem aus der Vergangenheit stellen müssen. Im Tschechow-artigen Drama von Mohammad Al Attar (Text) und Omar Abusaada (Regie) wird das Spitalzimmer, die Grauzone zwischen Leben und Tod, und das Schwanken der Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung zum Sinnbild für das heutige Syrien. (esc)
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Der junge Dramatiker und Autor Mohammad Al Attar ist eine der wichtigsten Stimmen Syriens. Seine blitzgescheiten Analysen und Kommentare werden von internationalen Medien veröffentlicht, die NZZ etwa bezeichnete ihn als einen «herausragenden politischen Chronisten». In seinen Theaterstücken, die von Berlin bis New York aufgeführt werden, thematisiert er in verdichteter Form, was es heisst, im Dauerzustand kriegerischer Belagerung zu leben.
In «While I Was Waiting», das in der Regie des syrischen Regisseurs Omar Abusaada unter regem internationalem Interesse im Mai am Kunstenfestivaldesarts in Brüssel uraufgeführt wurde, fasst er den Zustand Syriens in ein starkes Bild: ein Patient im Koma, diesem schwebenden, nicht beeinflussbaren Zustand zwischen Leben und Tod. «Koma steht hier für warten, ohne über sein eigenes Schicksal bestimmen zu können», sagt Al Attar.
Die Ausgangssituation des Tschechow- artigen Familiendramas ist so einfach wie realistisch in Syrien: Der junge Taim wird schwerverletzt und im Koma ins Spital gebracht. Was genau vorgefallen ist, ist unklar: War es ein politisch motiviertes Attentat, hat es etwas mit Taims Untergrundfilmprojekt zu tun oder war es doch eine Abrechnung unter Drogenhändlern? Nach und nach treffen die Familienmitglieder und Freunde am Krankenbett ein: seine Schwester Nada, die nicht nur vor dem Krieg nach Beirut geflohen ist, sein alter Kumpel Osama, der ziellos durchs Leben driftet und in Nada verliebt ist, Taims Freundin Selma, die von Heirat träumt und hin und hergerissen ist zwischen Auswandern und Dableiben, ein Dschihadist, der aus dem Kampf zurückkehrt und jetzt als DJ nach dem ultimativen Kriegssound sucht, und Taims Mutter, die mehr weiss und trotzdem schweigt.
Omar Abusaada inszeniert das Stück auf zwei Ebenen. Während unten an Taims Krankenbett die Familienmitglieder mit der brutalen Gegenwart und einer nicht minder brutalen Vergangenheit des verstorbenen Vaters konfrontiert werden, beobachtet, kommentiert und dokumentiert Taim die Geschehnisse auf einer zweiten Ebene anhand von Ausschnitten aus Videos, die er heimlich gedreht hat. Die verschiedenen Handlungsstränge, die gleichsam Lebens- und Überlebensstrategien darstellen, verflechten sich zu einem vielschichtigen, dichten Geflecht aus Hoffnung und Verzweiflung, Aufbegehren und Ohnmacht, aus kleinen und grossen Fluchten, aus Liebe, Gewalt und Tod. Kurz: zu einem Bericht aus dem Innern eines Landes, das im Koma liegt.
Die Musik stammt vom Exilsyrer Samer Saem Eldahr alias Hello Psychaleppo, der mit seinem Electro Tarab, den er mit eigenen Visuals kombiniert, auf den Dancefloors Furore macht. Er ist am Theater Spektakel am SA 27.8. im Saal zu hören. (esc)
Künstlerische Leitung und Besetzung
Text | Mohammad Al Attar
Regie | Omar Abusaada
Schauspiel | Amal Omran, Mohammad Alarashi, Nanda Mohammad, Fatina Laila, Mouiad Roumieh, Mohamad Al Refai
Bühnenbild | Bissane Al Charif
Lichtdesign | Hasan Albalkhi
Video | Reem Al Ghazzi
Musik | Hello Psychaleppo
Produktionsleitung | Henri Jules Julien
Übertitelung | Sandra Hetzl (deutsche Übersetzung), NN (englische Übersetzung) Raman Khalaf (Operator)
Produktion
Koproduktion | Festival d’Avignon, Napoli Teatro Festival, Arab Fund for Art and Culture AFAC, Vooruit Gent, La Bâtie – Festival de Genève, Friche La Belle de Mai Marseille, Les Bancs publics / Les Rencontres à l’échelle Marseille, Festival d’Automne à Paris und Zürcher Theater Spektakel
Unterstützung | La Criée Marseille und Le Tarmac, Paris
Premiere | Kunstenfestivaldesarts Brüssel, Mai 2016
Foto | Didier Nadeau
Kooperationen | Veranstaltet in Zusammenarbeit mit Noorderzon Groningen, Theaterfestival Basel, La Bâtie Genève und Schlachthaus Bern
Theater
Koproduktion
Dauer
1:40 Std.
Sprache
Arabisch, mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch
FR 19. August, nach der Vorstellung
Ein inklusiver Anlass
Links
SRF Kulturplatz über Abusaada & Al AttarVideo Nomination ZKB Förderpreis
Vorstellungen
Vorstellungen ab heute- Do 18.08. 19:00 - 20:40 CHF 41.-
- Fr 19.08. 19:00 - 20:40 CHF 41.-
- Sa 20.08. 19:00 - 20:40 CHF 41.-