Information für Blinde und Sehbehinderte
Serbien  / Niederlande

Sanja Mitrović & Vladimir Aleksić

I Am Not Ashamed of My Communist Past

Das Land, in dem sie beide aufgewachsen sind, existiert nur noch als Erinnerung: die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Ausgehend vom einst blühenden jugoslawischen Filmschaffen und ihren persönlichen Biografien, haben sich die Theatermacherin Sanja Mitrović und der Schauspieler Vladimir Aleksić auf die Suche gemacht nach dem, was übrig geblieben ist von den damals hochgehaltenen Werten und stellen die Frage nach deren Relevanz im heutigen Europa.

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Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Gemeinsinn – wo sind sie hingekommen, die Ideale von damals, an die sie so sehr geglaubt haben? Ist es möglich, diese Werte, die aus einem untergegangenen Staat stammen, auch heute noch hochzuhalten, in einer Zeit, in der Materialismus und Individualismus quasi-religiöse Verehrung geniessen? Gibt es nur noch Gemeinschaft, wenn wir trauern oder protestieren? Die Schauspielerin, Performerin und Regisseurin Sanja Mitrović, die bereits 2009 mit «Will I Ever Be Happy Again?» und 2011 mit dem Solo «A Short History of Crying» erfolgreich zwei eigene Arbeiten am Theater Spektakel zeigte und vergangenes Jahr in Milo Raus Erzähltheater «The Dark Ages» zu sehen war, ist in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien aufgewachsen. Ebenso wie der Schauspieler Vladimir Aleksić, mit dem sie seit ihrer Kindheit befreundet ist. Beide verliessen 2001 ihre Heimat. Während Mitrović nach wie vor in Westeuropa lebt und arbeitet, ist Aleksić nach Serbien zurückgekehrt. Ausgangspunkt ihrer Recherche über die nicht mehr existierende Heimat ihrer Kindheit und Jugend sind zum einen ihre Biografien, zum andern der riesige Fundus an Filmen des einst international renommierten jugoslawischen Kinos. Hier fanden sie, in expressive Bilder gefasst, all das, was die Werte, Haltungen und Wahrnehmungen der Menschen damals prägte: die sozialistische Vergangenheit, den antifaschistischen Widerstand, den Wohlfahrtsstaat, den Sinn für Gemeinschaft, die nationalistischen Kriege, die post- sozialistische Umwandlung, den neoliberalen Revisionismus und den wirtschaftlichen Niedergang. Das exemplarische Schicksal der von Tito 1946 gegründeten Avala-Filmstudios bildet eine Art Rahmenhandlung dieser biografischen Aufarbeitung: Das einst grösste und wichtigste jugoslawische Filmstudio, das für seine internationalen Koproduktionen bekannt war, hat im Jahr 2000 seinen Betrieb definitiv eingestellt und wurde jüngst samt seinem riesigen Back-Katalog für ein Butterbrot verscherbelt. Ihre Theaterperformance haben die beiden Schauspieler in einem intensiven Dialog mit den Filmen entwickelt: Sie haben Szenen nachgespielt, Settings nachgebaut, Dialoge live synchronisiert und das Geschehen aus dem Off kommentiert. Mit intellektueller Raffinesse und gleichzeitig spielerischer Leichtigkeit verweben sie in «I Am Not Ashamed of My Communist Past» Theater und Film, Leinwand und Bühne zu einer berührenden, persönlichen Rückschau auf ein Stück europäische Geschichte, die nicht nur die ihre ist. (esc)

Künstlerische Leitung und Besetzung

Konzept & Performance  |  Sanja Mitrović und Vladimir Aleksić

Regie  |  Sanja Mitrović in Zusammenarbeit mit Vladimir Aleksić

Dramaturgie  |  Olga Dimitrijević, Jorge Palinhos

Choreografie  |  Sanja Mitrović

Bühnenbild & Kostümdesign  |  Frédérick Denis

Lichtdesign & Technik  |  Giacomo Gorini

Tondesign  |  Vladimir Pejaković

Regieassistenz  |  Siniša Mitrović

Original Videomaterial  |  Vladimir Pavić, Frédérick Denis

Video-Editing  |  Nikola Vrzić, Siniša Mitrović

Video- & Tontechnik  |  Wouter Dupont

Beratung  |  Cis Bierinckx

Produktionsleitung  |  Jelena Knežević, Tamara Pović

Produktion & Tourmanagement  |  Liesbeth Stas

Übertitelung  |  Dòra Kapusta (Übersetzung), Siniša Mitrović (Operator)

Produktion

Produktion  |  Stand Up Tall Productions Amsterdam und Bitef Theatre Belgrad

Koproduktion  |  Beursschouwburg Brüssel

Partner  |  Pianofabrik Brüssel, Centar Film Belgrad, Yugoslav Cinematheque Belgrad, Film Center Serbia Belgrad und Nationaltheater Toša Jovanović Zrenjanin

Unterstützung  |  Flämische Gemeinschaft, Flämische Gemeinschaftskommission, Avala Film und Stadt Belgrad

Premiere  |  Bitef Theatre Belgrad, Mai 2016

Foto  |  Marko Berkeš

Theater

Premiere im deutschen Sprachraum

Dauer

60 Min.

Sprache

Serbisch, mit deutschen Übertiteln

Ein inklusiver Anlass

Zugänglich mit Rollstuhl Mit Untertiteln Mit induktiver Höranlage

Links


Abendzettel_mit_Filmliste.pdf

Vorstellungen

Vorstellungen ab heute
  • Mo 22.08. 19:30 - 20:30 CHF  35.-
  • Di 23.08. 19:30 - 20:30 CHF  35.-

Spielplan