Teatro El Público
Antigonón
«Wir wollen essen! Wir wollen scheissen!», heisst es im Stück des jungen Autors Rogelio Orizondo, das er mit dem gefeierten Regisseur Carlos Díaz auf die Bühne gebracht hat. Basierend auf den Versen des verehrten Nationaldichters José Martí, thematisiert das Schauspiel die aus Unter drückung und Revolution gewachsene Lebensrealität der kubanischen Bevölkerung. Entstanden ist eine lebenspralle Inszenierung mit Tanz, Gesang und grossartigen DarstellerInnen, bei der in aberwitzigen, halsbrecherisch schnellen Szenenfolgen Heldenmythos und Heimat liebe gnadenlos zerlegt werden. (kdi)
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«Heimat, ich will an dich glauben!» Ein frommer, ein inbrünstiger Wunsch. Die Verse des Poeten und Nationalhelden José Martí (1853–1895), die im 19. Jahrhundert den Befreiungskampf gegen die spanische Kolonialherrschaft befeuerten, haben auch für die kubanische Jugend von heute noch Bedeutung. Martí wird nicht als verstaubter Dichter angesehen, sondern in seinem Denken als Zeitgenosse verstanden. Seine Forderung nach Freiheit und Menschlichkeit ist aktuell wie eh und je, angekratzt ist höchstens der Optimismus, dass sie je erfüllt wird. Der 1983 geborene Rogelio Orizondo gilt als Shootingstar unter den jungen Autoren Kubas. Sein preisgekröntes Stück «Antigonón» ist das Resultat der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem bedeutenden Theatermacher Carlos Díaz. Orizondo bettet Martís berühmte Verse in ein heutiges Umfeld und hat eine Reihe von kurzen Szenen und absurden Begegnungen entworfen, welche das Ensemble des Teatro El Público aus Havanna leidenschaftlich und kompromisslos umsetzt. Martís hehre Vorstellung von Freiheit trifft auf eine harte kubanische Realität, und das Pathos der Dichterworte kontrastiert scharf mit Orizondos deftiger Prosa. Bevor an Revolution und Heldentum überhaupt zu denken ist, wollen die elementaren Bedürfnisse befriedigt sein. Anständiges Fleisch habe man ihr versprochen, erzählt eine der Figuren, stattdessen habe sie einen alten Affen bekommen – den sie trotzdem gekocht hat. Auf der Bühne erscheint in rasender Szenenfolge ein fantastischer Figurenreigen, ein Kaleidoskop der kubanischen Gesellschaft, tanzend, singend, redend. Die Darstellerinnen und Darsteller sind in grelle Outfits gekleidet, die von einem durchgeknallten Designer stammen könnten, oder aber sie erscheinen in nackter Selbstverständlichkeit. Sie drücken Wut, Auflehnung und Anklage gegen die herrschenden Verhältnisse aus, begegnen diesen aber gleichzeitig mit Anmut und Witz, Überlebenswille und Würde. «Die Inszenierung ist bitter-tiefgründig», schreibt ein Kritiker, «und doch wie eine wilde Karnevalsnacht.» (kdi)
Künstlerische Leitung und Besetzung
Text | Rogelio Orizondo
Regie | Carlos Díaz
Schauspiel | Giselda Calero, Daysi Forcades, Luis Manuel Álvarez, Roberto Espinosa, Linnet Hernandez
Dramaturgie | Rogelio Orizondo und Carlos Díaz
Choreografie | Xena Cruz, Sandra Rami
Kostüme | Celia Ledón, Roberto Ramos Mori
Bilder | Marcel Beltrán
Musik | Barbara Llanes
Bühnenbild | Roberto Ramos Mori
Lichtdesign | Oscar Ernesto Bastanzuri
Maske | Rosa Monteagudo, Tony Pardo
Regieassistenz | Martha L. Hernández
Übertitelung | Monika Kalitzke (Übersetzung), Dòra Kapusta (Operator)
Produktion
Premiere | Teatro El Público, Havanna, 2013
Kooperation | Veranstaltet in Zusammenarbeit mit Noorderzon Performing Arts Festival Groningen.
Theater
Schweizer Premiere
Dauer
1:20 Std.
Sprache
Spanisch, mit deutschen Übertiteln
Publikumsgespräch
DI 30. August, nach der Vorstellung
Ein inklusiver Anlass
Dank
Die Aufführungen am Theater Spektakel werden unterstützt von der AVINA STIFTUNG.
Links
Website Teatro El PublicoTrailer "Antigonon"
Vorstellungen
Vorstellungen ab heute- Mo 29.08. 19:00 - 20:20 CHF 43.-
- Di 30.08. 19:00 - 20:20 CHF 43.-
- Mi 31.08. 19:00 - 20:20 CHF 43.-