Pablo Larraín
Acceso
«Acceso» ist ein starkes Stück, und Roberto Farías ist ein starker Schauspieler. Wild, ungebärdig, brillant. Mit ihm und für ihn hat der bekannte chilenische Filmemacher Pablo Larraín sein erstes Theater stück realisiert. Farías verkörpert darin Sandokan, einen Randständigen, der den Passagieren des Transantiago-Busses Kleinigkeiten andrehen will. Während er wortreich seine Ware anpreist, schweift er immer wieder ab, erzählt Stück für Stück seine Lebensgeschichte, die geprägt ist von Missbrauch und Vergewaltigung. Es ist der monströse Bericht von einem, der nie eine Chance hatte, und gleichzeitig eine flammende Anklage gegen Kirche und Staat. Farías glänze wie ein Dolch in der dunkelsten aller Strassen, schreibt ein chilenischer Kritiker. Farías geht unter die Haut. (kdi)
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Dieser Mann ist eine Zumutung. Alles an ihm ist eine Zumutung. Wie er aussieht, wie er spricht, wie er sich bewegt. Diese geradezu ungeheuerliche Körperlichkeit, das herausfordernd Spöttische in seinem Blick. Und die dreiste Unverblümtheit, mit welcher er uns seine Geschichten aufdrängt, uns Dinge erzählt, die wir gar nicht wissen wollten. Würden wir diesem Mann irgendwo in der Stadt begegnen, wir würden ihm bestimmt aus dem Weg gehen. Aber im Theater läuft man nicht einfach davon, wenn einer einem sein Elend serviert. Erst recht nicht, wenn er es auf so packende, ja hinreissende Art tut wie Roberto Farías. «Farías funkelt wie ein Dolch in der dunkelsten aller Strassen», schreibt ein chilenischer Kritiker. Mit «Acceso» päsentiert der renommierte Filmemacher Pablo Larraín seine erste Arbeit fürs Theater. Das Stück sei mit und für den Schauspieler Roberto Farías entstanden, erklärt er in einem Interview, ohne ihn hätte er es nicht gemacht. Der Text zu diesem atemberaubenden Monolog basiert auf unzähligen Zeugnissen von sexuell missbrauchten Kindern, die beim chilenischen Amt für die Rechte von Minderjährigen, das eigentlich für ihren Schutz zuständig wäre, keinerlei Unterstützung und Hilfe gefunden haben. Im Gegenteil, trotz besseren Wissens, wurden sie immer wieder in katastrophale Verhältnisse zurückgeschickt oder mit Psychopharmaka ruhiggestellt. Es ist die Ungeheuerlichkeit dieser Berichte, welche Farías Rede entflammt. Sein Sandokan ist einer, der nie eine Chance hatte. Er ist durch die Hölle gegangen und hat überlebt. Ihm kann keiner mehr etwas vormachen, er ist auf eine seltsame Art frei. Und so treibt er sein Spiel mit den Leuten im Bus, mit seinem Publikum. Er macht sich lustig über ihre kleinen Eitelkeiten und peinlichen Unsicherheiten, wenn er seine Produkte für Haar- und Fusspflege anpreist. Er macht sie zu Verbündeten, wenn er mit der günstig zu erwerbenden Staatsverfassung in der Hand die Korruptheit des Systems geisselt. Und er beschämt sie, wenn er ihnen eine Kinderbibel zum Kauf empfiehlt, «in der alles über den lieben Gott drinsteht und dass man gut sein soll». Als Schutzbefohlene der Kirche hätten sie als Kinder nackt, in einer Reihe kniend, beten müssen, erzählt Sandokan. Und beteuert: «Die Priester haben uns geliebt!» (kdi)
Künstlerische Leitung und Besetzung
Regie | Pablo Larraín
Text & Dramaturgie | Roberto Farías und Pablo Larraín
Produktion & Regieassistenz | Josefina Dagorret
Besetzung | Roberto Farías
Lichtdesign | Sergio Armstrong
Technische Leitung | Catalina Olea
Übertitelung | Dòra Kapusta (Übersetzung), Josefina Dagorret (Operator)
Produktion
Premiere | Teatro La Memoria, Santiago, April 2014
Kooperationen | Veranstaltet in Zusammenarbeit mit Theaterfestival Basel und La Bâtie – Festival de Genève.
Dank | Die Aufführungen am Theater Spektakel werden unterstützt von der AVINA STIFTUNG.
Vorstellungen
Vorstellungen ab heute- Mi 31.08. 19:30 - 20:30 CHF 35.-
- Do 01.09. 19:30 - 20:30 CHF 35.-